Biergläser

Lange angekündigt – nun endlich da – unser Artikel über Biergläser.

Die  Kristallglasfabrik Spiegelau aus dem Bayrischen Wald  hat das Potential von Craft Bier sehr früh erkannt und  Biergläser für verschiedene Stile mit Brauern aus den USA entwickelt.

Das IPA-Glas von Spiegelau, inzwischen fast schon ein Klassiker

Für das IPA Glas hat Spiegelau mit niemand geringeren zusammengearbeitet als Ken Grossman, von der Sierra Nevada Brewing Company, einer der bekanntesten West Coast Brauereien, sowie  mit dem nicht minder bekannten Dogfish Head Gründer, Sam Calagione. Das Glas ist so geformt, dass sich im schmaleren unteren Bereich Blasen bilden können, wodurch die Kohlensäure langsam freigesetzt wird. Die vielfältigen Aromen des Hopfen werden beim Einschenken durch die spezielle Form des Stiels leichter freigesetzt und sammeln sich weiter oben, da das Glas sich nach oben hin verjüngt.  Damit können die Aromen während des Trinkens leicht über die Nase aufgenommen werden. Da bei einem IPA die Bitterkeit eine wichtige Rolle spielt, soll das Bier auch dort aufkommen, wo man auf der Zunge bitter schmeckt. Deshalb ist das Glas so designt, dass das Bier auf der Zunge weiter hinten auftrifft, als bei anderen Biergläsern.

Nach dem IPA Glas wurde das Stout Glas mit Left Hand Brewing Company aus Colorado und Rogue Ales aus Oregon entwickelt. Auch diese Brauereien sind sehr bekannt, insbesondere natürlich für ihr Stout. Die Form des Glases erlaubt es, die typischen Stout Aromen wie etwa Malz, Schokolade, Kaffee und Röstaromen leichter wahrnehmen zu können, sowohl durch die Nase als auch im Mund.

Außerdem ist ein American Wheat / Wit Bier Glas erschienen, welches ein Volumen von ganzen 0,75 L aufweist. Das ist sehr praktisch, um den ganzen Schaum schön ins Glas zu bekommen. Hier wurde mit den Experten von Bell’s Brewery, Michigan zusammengearbeitet.

Für Fortgeschrittene Craft Bier Trinker, die bereit sind tiefer in die Tasche für Bier zu greifen, empfiehlt sich dann das Barrel Aged Glas, welches einer Biertulpe ähnlich sieht. Es wurde zusammen mit sage und schreibe vier verschiedenen Barrel Aged Spezialisten entwickelt:  Great Divide Brewing Company of Denver, Colorado; Green Flash Brewing Company of San Diego, California;  Uinta Brewing Company of Salt Lake City, Utah und Cigar City Brewing of Tampa Bay, Florida. Wie der Name bereits sagt, handelt es sich um Biere, die in Fässern (ehemalige Whiskey, Rum, Sherry etc.) gelagert wurden, was den Preis erklärt. Hierzulande sind die oben genannten Brauereien etwas schwierig zu bekommen, leichter erhältlich sind Biere von Rodenbach, Camba oder Hoppebräu.

Das schlanke Pilsglas von Spiegelau.

Die Biertulpe ist ein universelles Verkostungsglas, ähnlich dem berühmten und preisgekrönten TEKU-Pokal. Der Vorteil der Biertulpe ist jedoch, dass das Glas unten weniger breit ist und damit verhindert, dass zu schnell Kohlensäure entweicht. Vor Kurzem kam auch noch ein sehr schlankes Craft Pils Glas (0.3 L !) hinzu.

Allen Spiegelau Gläsern ist gemein, dass sie sehr dünn sind und keinen Rollrand besitzen (welcher z.B. beim typischen Willibecher für deutsches Helles zu finden ist), ähnlich also zu Weingläsern. Durch den Verzicht des Rollrandes wird sichergestellt, dass die gesamte Kohlensäure ankommt und das Bier nicht schon von Anfang an schal schmeckt. Obwohl die Gläser so dünn sind und leicht zerbrechlich wirken, kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass sie  sehr stabil sind und das Bier lange kühl bleibt.

Welches Glas legt man sich also zu? Für alle Einsteiger, die sich nicht gleich fünf verschiedene Gläser kaufen möchten, empfehle ich die Biertulpe, welche bauchiger und auch sehr gut für viele belgische Biere geeignet ist. Ich habe als erstes die IPA Gläser gekauft, einfach weil IPA mein Lieblingsbier ist. Bald danach kam ich zu Biertulpen. Damit ist man schon mal ganz gut aufgestellt, da sich die bauchige Form der Biertulpe stark vom IPA Glas unterscheidet und somit für viele verschiedene Stile als “Ersatzglas” eignet. Es hat jedoch nicht lang gedauert, bis ich das komplette Sortiment zusammen hatte. Ähnlich wie ich einen guten Wein nicht aus einem Wasserglas trinken möchte, oder ein Weißbier aus einem Willybecher, möchte ich auch die richtigen Gläser für die richtigen Stile haben.

Ein frisches Lindemans im brauereieigenem Verkostungsraum im richtigen Glas.
Das vermutlich beste Bier der Welt im Trappistenkelch.

Macht man Urlaub in Belgien, wird der Glaskauf auf ein nächstes Level gehoben. Man kann mit Sicherheit sagen, dass jede Brauerei ein eigenes Glas besitzt. Was also jetzt, wenn der Schrank bereits mit Spiegelau gefüllt ist? Als wir bei Lindemans waren, haben wir deren Gläser mitgenommen, da dies klassische Sauerbiergläser sind und sehr nah an Champagnergläser herankommen. Damit brauchen wir schon mal keine Sektgläser mehr (für den unwahrscheinlichen fall, das jemand Sekt trinkt). Sehr zu empfehlen sind natürlich außerdem Trappistenkelche, um feines Trappistenbier stilecht zu trinken. Achtung: die Gläser sind in den Klöstern meist teurer als in Läden. Ansonsten muss man kaufen,

was man lustig findet, wie z.B. das Kwak Bierglas, welches ohne Holzgestell nicht stehen kann, ähnlich wie La Corne. Aber hier kommen wir schnell in den Bereich des Marketings, und ob diese Glasformen den Geschmack noch unterstützen bleibt ungewiss.

Was aber, wenn man gerade unterwegs ist und nicht das richtige Glas zur Hand hat? Egal ob in einer Bar, die vielleicht nur zwei Craftbiere anbietet oder bei Freunden, welche kein gut sortiertes Bierglasregal besitzen – um das Bier aus der Flasche zu trinken, ist es meist zu schade. Ich frage einfach nach einem Rotweinglas, das hat fast jeder und ist ein guter Ersatz. Es ist ebenfalls dünnwandig, besitzt keinen Rollrand und die Aromen kann man auch leicht durch die Nase aufnehmen.

In die Spülmaschine kann man die Gläser zwar reinstellen, würde ich aber nicht empfehlen. Ich spüle sie per Hand mit sehr wenig Spülmittel, das gut ausgespült werden muss und zum Schluss mit eiskaltem Wasser aus, das ist besser für die Schaumbildung beim nächsten Mal. Jeder Schaum profitiert jedoch davon, vor Gebrauch nochmal mit kaltem Wasser ausgespült zu werden.

Wir bedanken uns bei Spiegelau für das Zusenden von Probesets. Wir sind (und waren bereits davor) von den Gläsern mehr als überzeugt und der Artikel wurde nicht beeinflusst.