Vielleicht habt ihr es schon auf unserer Instagram Story gesehen, wir haben uns an ein Blindtasting gewagt! Das heißt wir wussten nicht, welches Bier jetzt im Glas ist und konnten so (fast) unvoreingenommen unsere Meinung dazu abgeben.
Wir haben nicht zufällig helle Lagerbiere als Versuchsobjekte gewählt. Dieser in Bayern und Österreich weit verbreitete Bierstil führt immer wieder zu Kontroversen am Stammtisch. Obwohl hier typischerweise eine recht zurückhaltende Aromatik vorherrscht, haben die meisten BiertrinkerInnen eine ziemlich eindeutige Meinung darüber, welche Marken schmecken, welche Kopfweh verursachen und welche in den Abfluss gehören.
Mythbusters – bierspindel Edition: Wir haben uns 5 verschiedene helle deutsche Lagerbiere in Flaschen gekauft und blind verkostet. Kurz möchte ich euch die Kandidaten vorstellen:
- Chiemseer Hell: Eine Marke der Auerbräu GmbH aus Rosenheim, weswegen es auch vor kurzem einen Rechtsstreit mit der Brauerei Tegernsee gab, da Rosenheim ja bekanntlich nicht am Chiemsee liegt. Die Etiketten geben jetzt zweifelsfrei an, dass in Rosenheim gebraut wird und es gab kurzzeitig leicht passiv agressive Kartonumhänger für die Flaschen.
- Tegernseer Spezial: Sicherlich eins der lokalen Trendbiere der letzten Jahre, ist Tegernseer seit 2-3 Jahren sogar in Wien erhältlich.
- Augustiner Helles: Gehört zu München wie das Oktoberfest und hat es sogar bis in die Spätis nach Berlin geschafft.
- Löwenbräu Original: Als weitere traditionelle Münchner Biermarke, war Löwenbräu immer auch ein Exportbier. Das ging bis zum Sponsoring amerikanischer Autorennen. Inzwischen ist der Glanz der früheren Zeiten ein bisschen abgebröckelt und das Bier hat nicht den allerbesten Ruf in Bayern.
- Oettinger Hell: Das günstigste der von uns getrunkenen Biere und sicher auch das “umstrittenste”. Oettinger beschäftigt über 1000 Mitarbeiter und verzichtet größtenteils auf Werbung. Zusammen mit hochautomatisierten Brauverfahren kann das Bier dadurch zu günstigen Preisen verkauft werden.
Unsere Beurteilung vorab war, dass am liebsten Augustiner und Tegernseer getrunken wird, Chiemseer und Löwenbräu eher selten und Oettinger de facto nie. Wir hatten also einen guten Mix vor uns, um unsere Vorurteile und Markenmeinungen zu testen.
Zwei nicht mittrinkende Freunde brachten uns also der Reihe nach die 5 Biere und wir mussten notieren wie sie uns schmecken bzw. welches wir glauben vor uns zu haben.
Meine persönliche Meinung zur Kontroverse um helle Lagerbiere ist, dass die meisten KonsumentInnen gar nicht bewusst unterscheiden können, welches Bier sie vor sich haben. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass die Marke die am Glas steht einen größeren Einfluss auf den subjektiven Geschmack hat als das Bier selbst.
Umso überraschter war ich, wie viele Aromen dann doch aus den Bieren zu schmecken waren. Plötzlich entfalteten sich malzige oder hopfige Noten, die ich vorher noch nie so in den Bieren wahrgenommen habe. Das zeigt wiederum aufs Neue: Bier bewusst genießen! Gerade Helles, Weißbier und Pils wird oft eher nebenher getrunken und der Geschmack gar nicht richtig gewürdigt.
Am besten abgeschnitten hat bei uns das Tegernseer Spezial, interessanterweise wurden Augustiner, Löwenbräu und Chiemseer alle als durchschnittlich bewertet. Einzig das Oettinger Hell konnte uns nicht überzeugen. Hier bleibt zu sagen, dass eigentlich das Oettinger Export das Referenzbier sein sollte, wir hatten es leider nicht bei der Hand.
Insgesamt hatten wir eine Menge Spaß und wir können nur ans Herz legen mit euren FreundInnen ein Blindtasting zu machen. Es muss ja nicht mit hellem Lagerbier sein, Pils und Weißbier eignen sich ebenso hervorragend um mit alten Vorurteilen aufzuräumen!