Winterlicher Feierabend Favorit

Vom warmen Argentinien letzte Woche kommen wir in die winterliche Realität zurück. Wir reisen aber wieder einmal um die halbe Welt, nämlich nach Japan.

Normal sind wir sehr skeptisch was Biere angeht, die einmal um den Globus gereist sind. Leider kann man sich da ja nie ganz sicher sein, ob der Hopfen, insbesondere der Aromahopfen, durch zu hohe Temperaturen oder Sonneneinstrahlung kaputt gegangen ist. Eine Ausnahme kann man jedoch bei Bieren machen, deren Hauptgeschmack nicht durch den Hopfen bestimmt wird. So ist das beispielsweise bei dem Real Ginger Ale der japanischen Brauerei Kiuchi der Fall. Diese ist eigentlich eine Sake Brauerei aus dem 19. Jahrhundert, welche unter dem Namen Hitachino Nest Beer nun auch Bier brauen. Eines kann man mit Sicherheit sagen, wenn Japaner ihre Jahrtausende alte Sake Kenntnisse nun auf Bier anwenden: dass das Bier perfektioniert wird.

Zunächst sollte klar gestellt werden, dass “real” sich darauf bezieht, dass echter Ingwer in den Brauprozess hinzugefügt wurde und nicht, dass es sich um ein alkoholfreies Ginger Ale handelt. Dieses Bier kann stolze 8,0% Alkohol aufweisen, die man jedoch nicht schmeckt. In der Nase hat man hauptsächlich malzige Aromen, die dann vom Ingwer abgelöst werden. Im Antrunk dominiert auch das Malz, der Ingwergeschmack ist gut ausgewogen. Im Vergleich zu anderen Ingwerbieren hat man hier noch den Biergeschmack und nicht die volle Ingwerladung. Weiter erinnert das Bier an genau den Ingwer, den man zum Sushi isst und so sind auch gleich leichte Sojasaucennoten bei mir aufgetaucht. Ob mich mein Gehirn ausgetrickst hat, oder ob man tatsächlich Sojasauce schmeckt, dürft ihr selbst ausprobieren. Insgesamt ein sehr gelungenes Bier.

Neugierig auf japanische Braukünste geworden? Wer mehr von der Brauerei probieren will, dem sei neben dem Ginger Ale noch das Red Rice Ale empfohlen. Mit Reis zu brauen ist in unseren Breitengraden weniger üblich, noch dazu mit rotem. Jedoch liegt es bei einer Sakebrauerei nahe, ein Bier mit Reis zu brauen. Denn der Unterschied zwischen Bier und Sake sind die primär verwendeten Körner: statt Gerste/Weizen wird Reis vergoren. Beide Getränke werden außerdem nicht destilliert.

Dieses Bier hat einen so ungewöhnlichen Geschmack, dass ich kein anderes Bier damit vergleichen könnte. Erinnert hat es mich an Milchreis, blumige und fruchtige Noten im Antrunk und einen langanhaltenden Bockbier Nachgeschmack, welcher durch die 8,0 % Alkoholgehalt zu erklären sein dürfte. Welchen Aufwand es bedeutet, so ein rotes Bier zu brauen, kann euch vielleicht mal unser Hobbybrauer erzählen. Wer, wenn nicht ursprüngliche Sakebrauer, wären solch einer Sache gewachsen?