Letzte Woche war es mal wieder so weit: 23.04.2019, der Tag des Deutschen Bieres. Alles Gute zum fünfhundertdritten Geburtstag Reinheitsgebot! Wie Ihr festgestellt habt, gab es bei uns keinen Post dazu. Das liegt zum Teil an unserem neuen 2-Wochen-Zyklus, aber sicher auch daran, dass zu der Gelegenheit ohnehin genug geschrieben wird über Bier. Nicht zu vergessen ist auch, dass dieser Ehrentag gefühlt sehr zur Förderung des Reinheitsgebots verwendet wird. Ob wir das tun wollen, ist uns zumindest nicht klar. Ob es nach 500 Jahren noch ein Wort gibt, dass nicht geschrieben wurde zu dem Thema erst recht nicht. Um doch etwas beizutragen zum Hype, versuchen wir uns an einer Art Pressespiegel zum Tag des deutschen Bieres, wenn man so will.
Viel zu berichten gibt es leider nicht rund ums Reinheitsgebot, das vorläufige Biersteuergesetz oder gar das deutsche Bier, drum ist auch das einzige was der deutsche Brauerbund twittert ein fixes „Happy Birthday“. Ob das wohl an der Überholung einer angeblich 500 Jahre alten Lebensmittelverordnung liegt? Wer weiß…
Festivitäten gab es an allen Orten, z. T. gar mit „Trinke für den guten Zweck-Aktion“. Wie man besonders letzteres findet, muss man selber wissen. Die bedachten Vereine auf jeden Fall freut’s und schaden tut die Hilfe wohl nicht. Aber mal ehrlich: Bei dem Wetter ein kühles Bier in einer schönen Innenstadt? Eigentlich müsste man sich das garnicht schön reden. Um so besser, dass es um Gemeinnutz geht.
Während sich eigentlich alle deutschsprachigen Blogs zum Thema tatsächlich ausschweigen (Abgesprochene Aktion oder Zufall? – wir wissen von nichts), gibt es wie immer einige Stimmen in den Online und Print-Ausgaben der klassischen Medienhäuser. Leider orientieren sich die meisten am Loblied des deutschen Brauerbundes zum Thema RHG , sind also im Einzelnen kaum eine Erwähnung wert.
Die Berliner Zeitung hat dann doch etwas Interessantes und neues zu berichten, nämlich zur stimmungshebenden Wirkung von Bier. Sie berichtet von Frau Prof. Pischetsrieder, die kürzlich das “Hordenin” als stimmungsaufhellende Substanz der Gerste identifiziert hat. Nicht, dass wir nicht wussten, dass es für Genuss und Anregung des Belohnungszentrums keinen Alkohol braucht, aber natürlich trotzdem gut zu wissen.
Zu unserer Freude gab es auch einige kritische Stimmen zum Tag des deutschen Bieres. Bier-faktur.de setzt sich mit Reinheitsgebot und Natürlichkeitsgebot auseinander und spricht über Lücken in der Argumentation der alten RHG-Leier. Zwar nicht 2019-spezifisch, aber wenigstens ungewohnt. Der Bierblog der Frankfurter Allgemeinen, übrigens generell lesenswert, geht gar noch weiter. Sie setzen sich mit der “Willkürlichkeit und Ungerechtigkeit” des vorläufigen Biersteuergesetzes auseinander. Nicht aber aus inhaltlicher Sicht, so wie dort schon vor zwei Jahren zu selbigem Datum. Tatsächlich widmet sich der Artikel der katastrophalen Umsetzung des VorlBierG in ein- und derselben deutschen Stadt und schildert die Wirren mit denen sich kreative deutsche Brauer in Berlin tagtäglich befassen müssen. Falls sich jemand fragt, warum z.B. sein liebstes Oatmeal Stout so teuer ist: im Artikel liest man, wie behördliche Kosten in Höhe von 25 Cent pro Liter beim Brauen von Kreativbieren entstehen können. Auch ohne den innerbetrieblichen Aufwand zu kennen der damit verbunden ist, versteht man so die Probleme der deutschen Kreativbrauer besser. Fazit: sehr lesenswert!
Man bekommt den Eindruck, es gibt gar nicht so viel zum Thema zu schreiben wie man denkt. Wie dem auch sei: Wir freuen uns über deutsches Bier, selbst mit seinen verzwackten Wirren um eine 503 Jahre alte Verordnung.
Wie geht es euch damit? Tag des deutschen Bieres 2019: Grund zur Freude oder Trauer? Wart ihr unterwegs, gab es eine herausragende Feier zu der ihr anwesend wart? Habt ihr einen Festsud gebraut, so wie die „Brauer mit Leib und Seele“? Lasst es uns wissen, auf Insta oder per Email an wir@bierspindel.net. So oder so wünsche ich euch allen viel Spaß heute am 1. Mai – Sei es auf Kundgebung, auf Ausflug (M/W/D, alles wär OK) oder im Garten.